Erst verzögert ein Gewitter den Anpfiff, dann zeigen sich die Gäste kaltschnäuzig: Am Ende verliert Regionalligist Memmingen das erste Saisonheimspiel gegen Nürnberg II mit 0:3.
Eigentlich war beim FC Memmingen alles für einen schönen Fußball-Abend angerichtet. Das lag in erster Linie am neuen Multifunktionsgebäude, das seine Heimspiel-Premiere in der Fußball-Regionalliga feierte. Dann aber zog ein Gewitter samt Platzregen über die Memminger Arena – und sorgte für eine 35-minütige Verspätung des Anpfiffs. Auch aus sportlicher Hinsicht fiel der Abend ins Wasser. Der FCM verlor das erste Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg II mit 0:3 (0:2).
Damit kassierte der Aufsteiger nicht nur die ersten Gegentore in dieser Spielzeit, sondern blieb auch im zweiten Spiel nach dem 0:0 zum Auftakt in Würzburg ohne Tor. Dabei traten die Memminger im Laufe der Partie durchaus offensiv in Erscheinung. Einer der auffälligsten Akteure war Stürmer Pascal Maier, der gegen die Zweitliga-Reserve ein ums andere Mal seine Schnelligkeit ausspielte und auch zu Abschlüssen kam. „Wir waren sowohl in der Anfangsphase als auch nach Wiederanpfiff richtig gut im Spiel und hatten unsere Chancen“, sagte Maier. „Es ist ärgerlich, da war viel mehr drin.“ Sein Fazit: „Sie hatten auch nur vier Chancen, machen eben drei Tore. Nürnberg war eben kaltschnäuziger.“
Das zeigte die Mannschaft von Trainer Andreas Wolf (190 Bundesliga-Spiele für den 1. FC Nürnberg und Werder Bremen) vor allem in Person von Pedro Muteba. Der flinke Linksaußen entwischte Memmingens Innenverteidiger Manuel Konrad beim 0:1 (17. Minute), bei seinem zweiten Treffer (32.) hatte der 20-Jährige zu viel Freiraum und schlenzte den Ball sehenswert ins lange Eck.
Mit zunehmender Spieldauer fanden die Memminger immer seltener ein Mittel gegen das Aufbauspiel der Gäste, die sich leicht aus den Pressingsituationen lösten. „Wir haben etwas defensiver begonnen, aber hatten es zunächst gut im Griff“, sagte FCM-Trainer Stephan Baierl. Er erkannte aber auch: „Mit Bällen in die Tiefe hatten wir über die ganze Partie Probleme. Da sind wir nicht hinterhergekommen.“ Das 3:0 der Gäste durch Jean-René Aghajanyan (61.) fiel nach einem Konter. „Wir sind natürlich ins Risiko gegangen. Aber in dieser Szene haben wir fahrlässig auf Abseits gespielt“, analysierte Baierl. Auch die Wechsel fruchteten nicht. Baierl brachte mit Dominik Stroh-Engel und Bojan Tanev im zweiten Durchgang frische Offensivkräfte, hochkarätige Torchancen blieben aber aus.
Dazu kommt, dass sich die Memminger – wie schon in der vergangenen Bayernliga-Saison zu beobachten war – zuhause schwertun. 2022/23 holte der Aufsteiger 29 Punkte in der eigenen Arena, 34 in der Fremde, oft kosteten Duelle gegen vermeintlich „leichtere“ Gegner Punkte. Auch Maier ist sich der Thematik bewusst. „Ich weiß aber nicht, woran das liegt. Das ist echt schwer zu sagen“, sagte der 25-jährige Offensivspieler.
Gut aus Memminger Sicht: Kommende Woche stehen zwei Auswärtsspiele an. Zunächst geht es am Dienstag (18.30 Uhr) zum Totopokal-Duell beim TSV Kottern, am Freitag steht die Partie bei der SpVgg Bayreuth an. „Auswärts sind wir stark, zuhause nicht“, sagte auch Baierl. „Wir müssen lernen, bessere Entscheidungen vor dem Tor zu treffen. Das Niveau ist höher, das Tempo schneller. Aber ich bin froh über jedes Regionalliga-Spiel – alles besser, als Bayernliga zu spielen.“
FC Memmingen Werdich – Gräser (66. Bettrich), Konrad, D. Bauer (46. Gerlspeck), Sailer Fidalgo (46. Mulas) – Bareis (75. Tanev), Lutz, Trkulja, Peter – Morina (62. Stroh-Engel), Maier.
1. FC Nürnberg II Ortegel – Yigit, Berschneider, Menig, Gresler – Joachims (73. Janisch), Fuchs (78. Ilic), Ikene, Muteba (86. Gögce) – Aghajanyan (87. Wiltz) – Kania (83. Nischalke).
Tore 0:1 Muteba (17.), 0:2 Muteba (32.), 0:3 Aghajanyan (61.). Schiedsrichter Steigerwald (Gräfendorf). Zuschauer 1228. Akt. Tabellenplatz FCM 17(vorher 9).
Von Tobias Giegerich – Allgäuer Zeitung vom 31.07.2023 – Foto © Siegfried Rebhan