Nicht immer brüllten die “Löwen”

Etliche Vergleiche haben der FC Memmingen und der TSV 1860 München in ihren langen Vereinsgeschichten schon gegeneinander bestritten. Nicht immer waren es Freundschaftsspiele, auch um Punkte mussten die Sechziger aus der Landeshauptstadt einige Jahre im Allgäu antreten. Am Sonntag (15 Uhr) gibt es eine Neuauflage, wenn die „Löwen“ zum „Solidaritätsspiel“ in der Arena an der Bodenseestraße aufschlagen.

Es ist sozusagen der Ersatz für das während der Corona-Krise nicht ausgetragene Pokalspiel zwischen beiden Mannschaften im Frühjahr 2020. Nachdem alle Karten von damals ihre Gültigkeit behalten haben und der Vorverkauf des noch freien Kontingents angesichts der Eröffnung des Multifunktionsgebäude e-con ArenaPark recht gut läuft, erwartet der FCM über 4.000 Zuschauer zum Freundschaftskick.

Beim Blick in die Chronik fallen einige „Jubiläen“ der Sechziger-Spiele gegen Memmingen ins Auge, bis zu 10.000 Fans waren mit dabei:

1943 – vor 80 Jahren: Mitten in den Wirren des Zweiten Weltkriegs fand im Memminger Stadion, das damals weit vor den Stadttoren lagen, ein Freundschaftsspiel statt, das die Münchner mit 4:2 gewonnen haben.

1983 – vor 40 Jahren: Groß bejubelt wurde der 1:0 Auswärtssieg der Memminger im Grünwalder Stadion. Torschütze war damals Ralf „Hexi“ Rau. Die Sechziger kickten damals in der Bayernliga, seinerzeit die dritthöchste Spielklasse im deutschen Fußball und bereits „Wohnzimmer“ des FCM, der die Nummer eins in der ewigen Bayernliga-Tabelle ist.

1993 – vor 30 Jahren: Es war das vorerst letzte Punktspiel zwischen beiden Clubs. Der FCM gewann das letzte der insgesamt 14 Bayernliga-Spiele durch zwei Treffer von Harald Gfreiter mit 2:1 in München.1860 setzte danach unter dem damaligen Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser und Trainer Werner Lorant zum Aufstieg in die 2. Liga und im Jahr darauf in die Bundesliga an.

2018 – vor fünf Jahren: Im Halbfinale des BFV-Toto-Pokals musste sich der FCM erst in der Nachspielzeit den „Löwen“ mit dem 0:1 durch Herbert Paul geschlagen geben. 3.600 Besucher waren Augenzeuge. Im Jahr zuvor war die Arena mit 5.100 Zuschauern sogar ausverkauft, als die in die Regionalliga zwangsversetzten Sechziger in Memmingen das Eröffnungsspiel bestritten und mit 4:1 den ersten Grundstein zur sofortigen Rückkehr in den Profifußball legten. Unter den Gast-Torschützen war mit Timo Gebhart ein gebürtiger Memminger, der noch einmal zu seinem Wurzeln zurückkehren sollte …

Beim neuerlichen Treffen geht es nun für beide Mannschaften darum, die Form für die anstehende Saison zu finden. Bei 1860 München gibt es drei Wochen vor dem Drittliga-Start noch viele Baustellen. Der Kader weist noch Lücken auf, sodass in Memmingen möglicherweise Probespieler getestet werden. Regionalligist FCM hat seine Personalplanungen abgeschlossen und sieht sein letztes Testspiel als „Härtetest“.

FCM vs 1860 München 1943

 Zum Bild: In den Kriegswirren gab es 1943 eines der Fußballspiele des FC Memmingen gegen den TSV 1860 München im Stadion. Im Hintergrund zu erkennen die damaligen Gebäude des Stalag-Lagers. Heute steht hier die Eissporthalle. Die mächtigen Bäume der Stadionallee waren noch zarte Pflänzchen. Wenig später gab es Wichtigeres als Fußball. Die Spielfelder wurden für den Kartoffelanbau umgepflügt. Das Bild wurde von Wolfram Schwertberger zur Verfügung gestellt. Mit einem Kreuz ist sein Onkel Willi, damaliger FCM-Fußballer, markiert. Er gehörte nach dem Krieg auch einige Jahre der Vorstandschaft des Vereins an. Die weiteren Spieler auf beiden Seiten sind nicht bekannt.

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