Es war 89 Minuten lang ein gelungenes Auswärtsspiel für den FC Memmingen. Doch musste er sich zum Wiederauftakt der Regionalliga-Runde nach der Winterpause mit einem 2:2 (0:0)-Unentschieden beim FC Schweinfurt 05 zufriedengeben. Mit dem Punkt hat der Vorletzte die Negativserie von acht Niederlagen in Folge dennoch beendet, den Rückstand auf den ersten Relegationsplatz auf fünf Zähler verkürzt und bleibt damit im Rennen um den Klassenerhalt.
Was kurz vor Schluss passierte, das müssen die Memminger schnell beiseite schieben und abhaken. Trainer Matthias Günes wird noch ein bisschen leiden. Denn er sah in der Nachspielzeit die Rote Karte von Schiedsrichter Christopher Knauer. Am Freitag beim FC Augsburg II dürfte er nicht auf der Bank sitzen. Doch dazu später mehr.
Der FCM bot alle vier Winter-Neuzugänge auf, insgesamt standen neun Spieler im Kader, die aus der eigenen Nachwuchsarbeit stammen. Einen Dämpfer gab es Mitte der ersten Halbzeit: Innenverteidiger Jakob Gräser verletzte sich bei einem Zweikampf im Strafraum der Schweinfurter. Für ihn rückte Dominik Kurija in die Innenverteidigung der Viererkette. „Wir haben aber wenig zugelassen und hatten alles im Griff“, analysierte Günes später. Memmingen zeigte sich keineswegs geschockt.
Nach knapp einer Stunde krönten die Gäste ihre Leistung: Erst setzte sich Noah Müller (54.) im Kopfballduell gegen den Ex-Illertissener Kevin Frisorger durch. Dann überwand Pascal Maier (60.) nach einem langen Ball FC 05-Keeper Lukas Wenzel – 2:0. Es sah nach einem verdienten Dreier für die Gäste aus. Severo Sturms spätes 1:2 (89.) hätte Memmingen verkraften können. Wenn nicht Torwart Dominik Dewein nur Sekunden nach Wiederanpfiff ein kolossaler Lapsus unterlaufen wäre: Er hatte den Ball sicher, wollte abschlagen, sah jedoch anscheinend seitlich Fabio Bozesan nicht. Der spitzelte dem Keeper das Leder weg, zum eingewechselten Adam Jabiri, der ausglich (90.). Doch damit nicht genug: In der Nachspielzeit zappelte der Ball noch einmal im Schweinfurter Kasten, aber der Treffer von Micha Bareis zählte nicht. Kurz davor hatte Schiedsrichter Knauer gepfiffen. Memmingen erwartete wegen eines Handspiels des ausgerutschten Tom Feulner eigentlich einen Elfer, Knauer zeigte aber in die andere Richtung. Proteste waren die Folge, Günes flog vom Platz.
„Das war maximal unglücklich und unsere Gefühle sind gemischt“, sagte der FCM-Trainer mit ein paar Minuten Abstand. „Die letzten fünf Minuten haben wir uns natürlich anders vorgestellt. Unseren Torwart richten wir wieder auf, seinen Blackout nehmen wir als Team hin. Er wird uns noch den einen oder anderen Punkt in der Saison retten. Über die gesamte Spielzeit kann es natürlich unentschieden ausgehen. Aber wir haben ein sehr, sehr gutes Auswärtsspiel gemacht, waren nah dran am Sieg“, sagte der FCM-Coach.
Für ein Remis hätte er zuvor nicht unterschrieben, „weil wir mit dem Rücken zur Wand stehen und eigentlich mit der Einstellung in jedes Spiel gehen, gewinnen zu müssen“. Sein Gegenüber Marc Reitmaier war unzufrieden mit der Leistung der Schweinfurter, „aber wichtig war, dass wir uns noch mit dem einen Punkt belohnt haben.“
Am Ende siegten die Memminger irgendwie doch noch: Vor dem Gespräch mit den Medien herzte Matthias Günes einen im Rollstuhl sitzenden und strahlenden Jungen aus Schweinfurt mit den Worten: „Wenn du dich am Ende heute noch freust, dann hat das doch etwas Gutes gehabt!“ Eine tolle Geste wenige Minuten nach der großen Aufregung.
Von Michael Horling und Andreas Schales – Allgäuer Zeitung vom 04.03.24 – Archivfoto (C) Siegfried Rebhan