Deutsche Hallen-Meisterschaft der U17: Historischer Titel

Die U17 des FC Memmingen krönt ihre sensationelle Hallensaison mit dem deutschen Futsal-Titel. Im Finale lässt der Nachwuchs dem Gegner keine Chance – und schreibt Vereinsgeschichte. Der Artikel der Allgäuer Zeitung:

So richtig realisiert hat Kapitän Dominik Reichert den Sensationscoup seines Teams noch nicht. Mit jedem Tag und jedem Glückwunsch sickert die Gewissheit ein wenig mehr durch, erzählt der 16-Jährige. Die Euphorie ist ihm noch immer in jedem Satz anzumerken. Als klare Außenseiter waren die U17-Fußballer des FC Memmingen zur deutschen Futsal-Meisterschaft nach Duisburg gereist – zwei Tage später kehrten sie mit dem Titel im Gepäck ins Allgäu zurück.

Es war die Krönung einer Hallensaison, die in die Vereinsgeschichte eingehen wird – und das, obwohl sie beinahe gar nicht erst begonnen hätte. „Aufgrund vorheriger Verletzungen und der hohen Belastung für die Knochen stand zunächst auf der Kippe, ob wir als Mannschaft überhaupt in der Halle antreten. Doch nach unserem Erfolg bei der Schwäbischen entschieden wir uns, die Saison durchzuziehen“, erklärt Reichert. Eine Entscheidung, die sich auszahlen sollte: Als amtierender süddeutscher, bayerischer und schwäbischer Meister qualifizierten sich die Nachwuchskicker des FCM als einziges bayerisches Team für die Endrunde im Rheinland.

Trotz dieser beachtlichen Titelsammlung galten die Memminger in ihrer Gruppe mit den DFB-Nachwuchsligisten FC Hansa Rostock und USC Paloma Hamburg eher als Underdogs. Eine Ausgangslage, mit der die Junioren-Bayernligisten bereits vertraut sind, wie Trainer Thomas Prestele betont: „Im Ligaalltag treffen wir regelmäßig auf Teams aus Nachwuchsleistungszentren, die körperlich meist weiter sind als wir. Daher müssen wir uns schon seit Jahren über Spielintelligenz und Teamgeist definieren.“

Ein Plan, der auch bei der deutschen Futsal-Meisterschaft voll aufgehen sollte. Mit einem souveränen 3:0-Erfolg gegen den FC Hansa Rostock erwischten die Memminger den perfekten Start ins Turnier. Trotz einer 1:3-Pleite gegen USC Paloma im zweiten Gruppenspiel qualifizierte sich die U17 des FCM für das Halbfinale. „Der Auftaktsieg war extrem wichtig, weil wir danach das Gefühl hatten, wirklich im Turnier angekommen zu sein. Gleichzeitig glaube ich, dass uns die Niederlage gegen Paloma sogar gutgetan hat, weil wir auf den Boden zurückgeholt wurden und nicht zu sehr in den Höhenflug geraten sind“, fasst Kapitän Reichert den ersten Turniertag zusammen.

Der Finaltag begann für die Memminger mit einem wahren Spektakel. Mit einem 4:3-Erfolg gegen den SV Eintracht Trier sicherte sich der FCM-Nachwuchs den Finaleinzug. Im Endspiel wartete dann ausgerechnet der USC Paloma, der den Memmingern in der Gruppenphase die einzige Niederlage des Turniers zugefügt hatte. Reichert sagt: „Vor dem Spiel haben uns die Paloma-Spieler noch ein paar Sprüche gedrückt, was uns zusätzlich motiviert hat. Wir wollten alles reinhauen, damit Paloma, die das ganze Turnier über sehr abgehoben wirkten, nicht den Titel holen.“

Gesagt, getan. „Im Finale haben wir sie dann ordentlich hergespielt“, sagt Reichert schmunzelnd. Mit einem deutlichen 3:0-Sieg sicherten sich die Memminger zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den deutschen Futsal-Meistertitel. „Mit dem Abpfiff sind wir alle aufs Feld gerannt – die Freude war riesig. Aber realisieren konnte ich das Ganze noch nicht. Dass wir die besten Deutschlands sind, klingt immer noch surreal“, sagt Reichert.

Ein persönliches Highlight folgte für den 16-Jährigen noch nach der Siegerehrung: Er wurde zum besten Spieler des Turniers gekürt – und das, obwohl er kein einziges Tor erzielt hatte. „Das macht diese Auszeichnung umso bemerkenswerter. Dominik ist technisch herausragend, beidfüßig stark und brandgefährlich im Eins-gegen-Eins“, lobt Trainer Prestele. Dass die Mannschaft mit ihrem Triumph Vereinsgeschichte geschrieben hat, wurde auch am vergangenen Wochenende noch einmal deutlich: In der Halbzeitpause des Bayernligaspiels der ersten Mannschaft wurden die U17-Spieler im Memminger Stadion geehrt – und von den Fans mit Applaus gefeiert.

Für Trainer Prestele ist der Triumph in Duisburg nicht nur ein weiterer Meilenstein seines Memminger Kapitels – er läutet zugleich seine letzten Monate an der Seitenlinie des FCM ein. Insgesamt feierte Prestele mit seinem Jahrgang sechs Meisterschaften, sowohl der Regionalliga-Aufstieg 2023 als auch die süddeutsche und deutsche Meisterschaft in dieser Saison wurden erstmals in der Memminger Vereinsgeschichte eingefahren. „Wir sind am Zenit angekommen, da darf man gerne aufhören“, sagt der 36-Jährige, der noch keine Zukunftsentscheidung getroffen hat.

In der Halbzeitpause des Bayernliga-Derbys zwischen dem FC Memmingen und dem TSV Kottern am vergangenen Samstag präsentierten die U17-Spieler des FCM (rechts Kapitän Dominik Reichert) ihre vier Futsal-Trophäen, die sie in diesem Winter gewonnen haben.

Von Nicolas Gayer – Allgäuer Zeitung vom 26.03.25 – Fotos (C) Hannah Brenner, Siegfried Rebhan, Olaf Schulze

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