Allgäuer Zeitung: Der Frustfaktor steigt wieder

Fußball-Regionalligist FC Memmingen kommt zuhause gegen die kriselnde Viktoria aus Aschaffenburg nur zu einem 0:0. Heftige Debatten gibt es um den vermeintlichen Siegtreffer.

Es war mal wieder eine Szene, in der nur Sekunden zwischen grenzenlosem Jubel und ungläubigem Entsetzen lagen. Kapitän Lukas Rietzler hatte soeben den Ball aus kurzer Distanz ins Tor gestochert, die Bank des FC Memmingen war schon feiernd auf den Platz gelaufen – dann sorgte ein Pfiff für das jähe Ende der Memminger Glückseligkeit. Schiedsrichter Tobias Wittmann gab den Treffer des abstiegsgefährdeten Regionalligisten im Heimspiel gegen Viktoria Aschaffenburg in der 82. Minute nicht.

Gäste-Keeper Max Grün, der den Ball vor Rietzlers Abstauber hatte fallen lassen, soll mit einer Hand wieder am Spielgerät gewesen sein – so sahen es die Unparteiischen. Die Videoaufzeichnung der Regionalliga-Partie gibt keinen hundertprozentigen Aufschluss darüber, ob der Ball wirklich frei war.

Schiedsrichter Wittmann jedenfalls zeigte sofort an, dass die Partie mit Freistoß für Aschaffenburg fortgesetzt werden sollte. „Es gibt auch andere Meinungen zu dieser Szene“, sagte FCM-Trainer Matthias Günes auf der Pressekonferenz, der nach der Aktion das Gespräch mit Wittmann und dem Linienrichter gesucht hatte. Wie seine Spieler war auch der FCM-Trainer schon jubelnd auf das Feld gelaufen.

Für eine ähnliche Aktion hatte er vor wenigen Wochen in Schweinfurt die Rote Karte gesehen. „Daran musste ich natürlich sofort denken. Ich möchte das Spiel gegen Aschaffenburg aber auch nicht auf diese eine Szene reduzieren. Letzte Woche gegen Ansbach hatten wir Glück bei unserem Siegtreffer, diesmal nicht“, sagte Günes mit Blick auf ein Handspiel, das dem Treffer von Tiziano Mulas beim 1:0 vorangegangen war. „Fairerweise muss ich auch sagen, dass der Schiedsrichter seine Entscheidung vernünftig erklärt hat.“

Ähnliche Töne schlug auch Maximilian Berwein, der den Eckball vor dem vermeintlichen Tor getreten hatte, an. „Meines Erachtens lässt der Torwart den Ball frei. Aber wir hatten davor schon Chancen, in Führung zu gehen“, sagte der 29-jährige Offensivspieler. Der eingewechselte Noah Müller hatte beim 0:0 vor 987 Zuschauern zwei gute Möglichkeiten (63./65.), ein Rietzler-Kopfball landete knapp neben dem Tor (73.), ein strammer Abschluss von Berwein (68.) über dem Kasten. „Wir spielen es vor dem Tor noch zu unkonzentriert, manchmal stimmen die Laufwege nicht. Aber ich bin positiv gestimmt, weil wir uns in den letzten Spielen immer mehr Chancen erarbeitet haben. Gegen Aschaffenburg waren es aber leider zwei Punkte zu wenig“, sagte Berwein.

Durch das 0:0 gegen ersatzgeschwächte Unterfranken, die nach einem Negativlauf inzwischen auch in den Abstiegskampf hineingerissen wurden, verpasste der FC Memmingen den nächsten Befreiungsschlag. Als positive Aspekte des Unentschiedens hob Günes die mutige Spielweise im zweiten Durchgang und das zweite Spiel ohne Gegentreffer hervor. „Wir haben insgesamt einen leidenschaftlichen Auftritt hingelegt, hatten zwei, drei gute Torchancen“, sagte Günes. „Was uns fehlt, ist die Ruhe im letzten Drittel. Da müssen wir weiter dran arbeiten – wir brauchen mehr Klarheit und Genauigkeit vor dem Tor.“

Das sind auch die Punkte, die in den kommenden Trainingseinheiten im Fokus stehen. Denn am kommenden Freitag steht das nächste Endspiel im Regionalliga-Abstiegskampf an – wenn der FC Memmingen beim Tabellennachbarn und Leidensgenossen TSV Buchbach gefordert ist.

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Von Tobias Giegerich – Allgäuer Zeitung vom 15.04.24 – Fotos (C) Paul Meckes

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