Acht Punkte Rückstand hat der FC Memmingen auf einen Nichtabstiegsplatz, fünf Zähler sind es auf einen Relegationsplatz. Ein gehöriger Abstand, aber auch nicht uneinholbar, sofern der Tabellenvorletzte in der Restsaison im Frühjahr eine Erfolgsserie starten kann. In den vergangenen Wochen gab es deshalb keine Weihnachtsruhe, sondern intensive interne Gespräche: Nicht nur darüber, welche Stellschrauben kurzfristig gezogen werden können, um den Klassenerhalt doch noch zu schaffen, sondern auch um die Zukunfts-Ausrichtung des Vereins. Angesichts der 7-Millionen-Investition mit dem Multifunktionsgebäude e-con ArenaPark und der für einen Amateurclub herausragenden Jugendarbeit wäre es von Vorteil, wenn der Regionalliga-Rückkehrer nicht gleich zurück in die Bayernliga müsste.
Erste Maßnahme ist der bereits zweite Trainerwechsel in der laufenden Saison. Bernd Maier (36), der erst im September von seinem damaligen Chef Stephan Baierl (47) im Tandem mit Candy Decker (35) übernommen hatte, wird von Matthias Günes (40) per sofort abgelöst. Unter Maier lief es nur anfänglich besser, acht Niederlagen in Folge gaben schließlich den Ausschlag zur Trennung. Der neue Mann nimmt die Herausforderung an: „Wir haben keine Zeit, es wird keine Findungsphase geben. Es bleibt nur die Flucht nach vorne, aber das ist manchmal auch nicht schlecht“. Die Wahl fiel mit dem Ostallgäuer Günes auf eine interne Lösung, weil er in Besitz der erforderlichen Trainer-A-Lizenz ist und erfolgreich mit der eigenen U19 gearbeitet hat. Das weitere Team bleibt mit Candy Decker als Co-Trainer, Mario Spendel (Torwart-Trainer) und Harald Rehklau (Athletikcoach) beisammen.
Mit Rückkehrer Lukas Rietzler (26) steht Günes ein Neuzugang zur Verfügung. Ein Mittelfeldstratege seiner Qualität wurde in den vergangenen Monaten durch den Ausfall von Nikola Trkulja (32) schmerzlich vermisst. Eigengewächs Rietzler spielte bis 2020 beim FCM. Zwischen Studiensemestern in den USA lief er zwischenzeitlich für den FV Illertissen und Bayernligisten TSV Kottern auf.
Spielmacher Trkulja soll zudem, wie die anderen Langzeitverletzten Lukas Bettrich (21, Abwehr), Noah Müller (19, Angriff) und Bojan Tanev (24, Angriff) in der Wintervorbereitung zurückkehren, womit die personellen Alternative wieder größer werden. Das lange fehlende Quartett sind quasi „interne Neuzugänge“. Lediglich mit David Remiger (25, Abwehr) ist auch im Frühjahr wohl noch nicht zu rechnen. In der auf 21. Januar vorverlegen Wintervorbereitung will Günes auch einige Talente aus der U21- und seiner bisherigen U19-Mannschaft in den Kader nehmen. Die „Wucht der Aufgabe“ ist dem neuen Coach klar „aber ich habe richtig Bock darauf“.
Foto (C) Siegfried Rebhan