Bundesliga – so kann die neue Klasse der U15-Fußballmannschaft des FC Memmingen (FCM) nach ihrem Aufstieg beschrieben werden. Denn der FCM hat den Titel in der C-Junioren-Bayernliga und damit den Aufstieg in die höchste Liga der Altersklasse, die Regionalliga, geschafft – wofür das Team kürzlich auch vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV) geehrt wurde. „Bei der U15 sind die Regionalliga und die Erste Liga gleichbedeutend“, erläutert Trainer Thomas Prestele. Der Osterzeller feierte damit einen seiner größten Erfolge – und das hat mit seiner größten Niederlage zu tun.
Denn Prestele könnte mit seinem 35 Jahren noch selbst Fußball spielen. Das tat er auch: von den Bambini bis zur Ersten Mannschaft bei „meinem Heimatverein“ FC Blonhofen. Der Weg zum Erfolg war für Prestele aber ein langer, der schmerzlich begonnen hatte. Denn seine Fußballer-Karriere endete mit einer Knieverletzung. Insofern sei es seine größte Niederlage, „dass ich als Spieler schon mit 19 Jahren aufhören musste“. Doch vom Fußball ließ sich der inzwischen 35-Jährige nicht abbringen: Er wurde Trainer, und zwar zunächst – naheliegend – bei der A-Jugend des FC Blonhofen.
Danach ging er zum VfL Denklingen – und traf dort auf seinen Mentor Franz Zimmermann. Prestele verließ diesen nach zwei Jahren und übernahm seinen ersten Cheftrainer-Posten beim TV Waal. Dann folgte die Rückkehr nach Blonhofen, wo er die Zweite und Dritte und schließlich die Erste Mannschaft übernahm – und mit dem Team prompt Meister in der Kreisklasse wurde. Über Stötten ging es dann nach Memmingen: „Das hat sich durch mehrere Zufälle ergeben. Zudem bin ich im Besitz der B-Lizenz“, erklärt Prestele.
Die vergangene Saison verlief für ihn besonders erfreulich: Er wurde Trainer der Memminger U15 und mit dem Team nicht nur Schwäbischer Hallenmeister, sondern auch mit deutlichem Abstand Meister der Bayernliga – vor Gundelfingen. Dann folgte auch noch der Sieg in der Aufstiegsrelegation gegen Landshut und Bamberg.
„Der Aufstieg mit der U15 des FCM bedeutet mir persönlich sehr viel. Ich betreibe dafür einen extremen Aufwand, da ich viermal pro Woche nach Memmingen fahre, das sind pro Woche 520 Kilometer, plus unzählige Stunden bei der Vor- und Nachbereitung von Training und Spiel. Dafür habe ich extra meinen Hauptjob auf vier Tage reduziert, da es anders nicht machbar ist“, erzählt der Industriemechaniker.
In der neuen Regionalliga, gleichsam die südöstliche Bundesliga, warten große Kaliber – mit Meister Bayern München, dem FC Nürnberg und 1860 München. Der FC Memmingen wird der einzige schwäbische Vertreter unter den zehn Teams sein, da der FC Augsburg abgestiegen ist. „Mit der U15 ist es in der kommenden Saison das Ziel, dass wir eine wettbewerbsfähige Mannschaft stellen und gegen die großen Profi-Clubs die eine oder andere Überraschung schaffen. Da nur eine Mannschaft absteigt, wollen wir natürlich Platz neun oder besser erreichen“, erklärt Prestele.
Aber ein Abstieg gehöre zum Sport wie eine „Entlassung leider zum Berufsrisiko als Fußballtrainer“. Wohin sein Weg langfristig führt, kann er noch nicht sagen: „Fußball ist sehr schnelllebig, daher habe ich kein bestimmtes Ziel, es ist immer alles möglich.“
Aber ziellos ist er nicht, denn seit September 2022 ist er Leiter des DFB-Stützpunktes und des BFV-Nachwuchsleistungszentrums Memmingen und kann sich sowohl eine Zukunft im Junioren- als auch im Seniorenbereich vorstellen. Die Marktgesetze für seinen Job hat er schon intus: „Man kann schnell nach oben kommen, aber auch sehr schnell fallen. Ich möchte mit meinen Teams einfach immer möglichst erfolgreich sein.“
Zum Stab von Chefcoach Thomas Prestele gehört auch Thomas Neudecker aus dem Bucher Ortsteil Dietershofen. Seit sieben Jahren ist er beim FC Memmingen. Neudecker war dort bis vor Kurzem Sportlicher Leiter der Jugend-Abteilung. Das Amt hat er nun aber abgegeben, weil er für den Bayerischen Fußball-Verband unter anderem die Regional- und Bayernauswahl trainiert, zudem in der Trainerausbildung tätig ist. Sein Job in Memmingen ist inzwischen der des Ausbildungskoordinators.
Außerdem ist er als A-Lizenz-Inhaber im Trainerteam der U15 tätig. Neudecker sagt: „Auch für mich ist der Aufstieg in die Regionalliga der bislang größte Erfolg. Vor allem, weil ich schon zweimal kurz vor dem Aufstieg stand und es nicht geschafft habe. Einmal sogar wegen der Corona-Pandemie.“
Als Schlüssel zum Erfolg nennt Neudecker einen sehr ausgeglichen besetzten Kader, zudem die Zielstrebigkeit der jungen Fußballer und deren technische wie taktische Qualität. Nicht zuletzt sei die Abwehr bärenstark gewesen.
Wissenswertes zum Aufstieg der U15 des FC Memmingen
Ehrung: Die U15 des FC Memmingen ist nach ihrem Triumph auch vom Verband für den Titel in der C-Junioren-Bayernliga und den Aufstieg in die Regionalliga geehrt worden. Neben Kreisspielleiter Karl-Heinz Giegerich zählte Memmingens Oberbürgermeister (OB) Jan Rothenbacher zu den Gratulanten. Er hob die Qualität der Ausbildung beim FCM hervor, was Neudecker freilich freute. Für die Abschlussfeier der Nachwuchskicker auf der Memminger Wakeboard-Anlage hatte der OB einen Zuschuss dabei.
Bedeutung: Auch FCM-Präsident Armin Buchmann betonte die Bedeutung der Jugendarbeit für den Allgäuer Traditionsverein. Neben der sportlichen Förderung junger Talente seien auch soziale Verantwortung, Nachhaltigkeit und der pädagogische Aspekt wichtig.
Kosten: Laut FCM zieht übrigens allein der Aufstieg der U15 Mehrkosten in Höhe von rund 20.000 Euro nach sich.
Foto (C) Paul Meckes