BFV-Toto-Pokal: FC Memmingen – TSV 1860 München 1:2

Großer Fight des FC Memmingen. Im Achtelfinale des BFV-Toto-Pokals lag die Sensation durch den Bayernligisten gegen den TSV 1860 München in der Luft, aber in der Nachspielzeit siegte der Drittligist doch noch mit 2:1 (1:0). In Sachen Kampfgeist hat die Memminger vor 2.509 Zuschauern alles in die Waagschale geworfen und wurden mit viel Applaus von Heimfans verabschiedet.

Fast wäre der Matchplan in der ersten Halbzeit aufgegangen, nämlich mit starker Defensivarbeit bis zur Pause die Null zu halten. Aber dann landete der Ball nach einer Flanke auf dem Kopf von Patrick Hobsch, der junge FCM-Keeper Lukas Da Silva Pötzinger war noch dran, sah beim 0:1 aber dennoch unglücklich aus (41.). Der Keeper (19) war nicht der einzige Youngster auf dem Platz. FCM-Trainer Matthias Günes setzte auch auf U21-Kapitän Michael Bergmann (20) und Fabian Kroh (18) im Angriff. Obwohl die Memminger auch einige erfahrene Recken in ihren Reihen hatten, lag das Durchschnittsalter gerade einmal bei 22,5 Jahren. Zum Vergleich: Die Münchner „Löwen“ brachten es trotz des Einsatzes von Nachwuchstalent Raphael Ott (18) auf einen deutlich höheren Schnitt von 25,3, es stand also mehr Erfahrung auf dem Platz.

Mit dem Pausenpfiff machten die Memminger den vermeintlichen Ausgleich. Eine Ecke von Maximilian Dolinski landete mutmaßlich direkt im Kasten des regungslosen Marco Hiller. Warum der Treffer nicht zählte, darüber wurde auf der Tribüne in der Halbzeitpause eifrig diskutiert und Videomaterial gesichtet. Wie sich später herausstellte, sah der Schiedsrichter-Assistent den Ball im Toraus und hatte schnell die Fahne oben, was Hiller offensichtlich im Augenwinkel wahrgenommen hatte. Damit konnte auch die Ecke nicht direkt verwandelt worden sein – das hätte die Flugbahn nicht hergegeben. Ein Memminger war dran – aber alles Makulatur, weil die Aktion abgepfiffen worden war.

In der zweiten Hälfte wurden die Memminger mutiger, ein Zwei-Klassen-Unterschied zwischen beiden Mannschaften war mit zunehmender Spielzeit nicht mehr zu erkennen. Und irgendwie folgerichtig war auch der Ausgleichstreffer in der 83. Minute. Kapitän Lukas Rietzler legte artistisch auf Jakob Gräser zurück. Der Innenverteidiger hielt den Schlappen hin – das 1:1. Spätestens ab hier wurde es ein Kampf auf Biegen und Brechen. Die Fans der „Roten“ Fans witterten die große Chance die Sechziger zumindest ins Elfmeterschießen nach einem Unentschieden zu zwingen. In der bis dahin äußerst fairen Partie nahm die Intensität zu. In der unverständlich langen Nachspielzeit von fünf Minuten schlugen die Sechziger dann noch zu. Ohne Jesper Verlaat hätten sie vermutlich ganz alt ausgesehen, so kamen die „Blauen“ noch mit einem blauen Auge davon. Der Löwen-Kapitän schaltete sich entscheidend ins Angriffsspiel ein, verpasste zunächst eine Hereingabe und hämmerte wenig später den Ball an die Querlatte. Mit dem Nachschuss machte der eingewechselte Fabian Schubert das 1:2 (90. + 3).

Wie schon 2018 kamen die Münchner – damals das 0:1 in der 90. Minute – mit viel Dusel im Pokalwettbewerb weiter. An diesem Abend kamen unterm Strich mit Emotionen und Fouls in der Hektik ganze 100 Minuten zusammen.

1860-Trainer Argrios Giannikis hat seine Mannschaft nach dem ersten Drittliga-Sieg am Sonntag in Ingolstadt auf etlichen Positionen umgestellt – sein Schlusssatz nach dem knappen Erfolg beim Fünftligisten sagte viel aus: „Wir haben nun zwei schwere Spiele gewonnen. Jetzt schauen wir nach vorne auf Dresden.“

„Am Ende sind Zeitpunkt und Entstehung bitter“, zeigte sich Gegenüber Günes zwar enttäuscht, aber auch aufgeräumt angesichts der starken Vorstellung seiner Mannschaft, die viel Werbung in eigener Sache betrieben hat, „Danke auch für die Unterstützung von draußen, das hat Spaß gemacht“. Für ihn seine Mannen geht es bereits am Freitag mit dem Bayernliga-Heimspiel gegen den TSV Landsberg weiter. Die “Löwen” haben Pause.

Zu Gast war auch BFV-Präsident Christoph Kern: “Das ist es, was wir uns im Toto-Pokal-Wettbewerb alle so sehr wünschen – Partien auf des Messers Schneide. Memmingen ist nach der Pause immer mutiger geworden, hat sich mit dem späten Ausgleich belohnt und die Löwen am Rande des Elfmeterschießens. Aber dann setzt Sechzig den Schlusspunkt und macht das Viertelfinal-Ticket klar.”

Bis auf eine Ausnahme war es drumherum ein friedlicher Fußballabend bei dem auf strikte Fantrennung verzichtet wurde. Laut Polizeibericht provozierte ein amtsbekannter 52-jähriger FC-Bayern-Anhänger Sechzig-Fans. Auch gegenüber der Polizei verhielt sich der Mann aggressiv, ließ sich nicht aus dem Stadion verweisen und wurde schließlich mit mehreren Kräften zu Boden gerungen und gefesselt. Vermutlich gibt es nicht nur eine Anzeige wegen des Widerstands und der Beleidigung von Polizeibeamten …

FC Memmingen:  Da Silva Pötzinger – Dolinski, Bauer, Gräser, Remiger – Maier, Rietzler, Mihajlovic (90. + 4 D. Günes), Bergmann (65. Vetter), Moser (57. Koller) – Kroh (75. Spizert).

TSV 1860 München: Hiller – Reich, Verlaat, Reinthaler, Bähr – Frey, Kloss (68. Jacobsen) – Guttau (78. Schubert), Deniz, Ott (57. Wolfram) – Hobsch (78. Philipp).

Tore: 0:1 (41.) Hobsch, 1:1 (83.) Gräser, 1:2 (90. + 3) Schubert. – Schiedsrichter: Treiber (Zell-Bruck). – Gelbe Karte: Kroh, Rietzler– Frey, Vollath. – Gelb-Rot: Schuber (90. + 8). – Zuschauer: 2.509.

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Fotos (C) Siegfried Rebhan / Olaf Schulze

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