Der FC Memmingen hat die nächste „letzte Chance“ in der Regionalliga nicht nutzen können. Nach einer 0:3 (0:2) Heimniederlage gegen den SV Wacker Burghausen müssten jetzt schon sehr viele Faktoren mitspielen, um den Klassenerhalt noch zu schaffen. Gegen einen Gegner, mit ursprünglich höheren Ambitionen als den erreichten Klassenerhalt der nichts abschenkte, war es an diesem Abend ein Stück weit die fehlende Substanz, um wirklich Paroli bieten zu können. Das Kollektiv, das in den vergangenen Wochen erfolgreich zusammengewachsen war und zuletzt auch zwei Siege eingefahren hatte und aus den vergangenen fünf Spielen zehn von 15 möglichen Punkten geholt hatte, wurde zwangsläufig zerrissen.
Torhüter Dominik Dewein und Lukas Rietzler (Gelb-Rot bzw. Gelb-gesperrt) sowie der junge Verteidiger Timo Schmidt (Kreuzbandriss) fehlten. Und mit Maximilian Berwein musste nach dem Aufwärmtraining kurzfristig ein weiterer Aktivposten ersetzt werden. Vier von elf Akteuren einer zuletzt zusammengewachsenen Einheit fehlten somit und konnten ganz nüchtern betrachtet nicht kompensiert werden.
Die Burghausener Taktik war zwar schnell durchschaut, mit vielen hohen Bällen in Richtung Tor die Abwehr und Dewein-Vertreter Tobias Werdich auszuhebeln, auszuschalten war sie nicht. Dabei hätte es vor dem Werdich-Lapus beim 0:1 durch einen Freistoß in der 25. Minute, über den der 20-jährige selbst untröstlich war, auch anders laufen können. Der Versuch von Fabian Lutz aus ganz spitzem Winkel sprang von der Unterkante nicht ins Tor, sondern wieder heraus (12.). Die Herren „Hätte“, „Wenn“ und „Aber“ saßen auch nur auf der Tribüne.
Der Gegentreffer zog den Stecker, optisch war es irgendwie ein Rückfall in die Vorstellungen vor der Winterpause. Dazu passte auch der zweite Gegentreffer mit der letzten Aktion in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, wieder nach einer Standard-Situation. Damit war es gelaufen, das war auch der Stimmung der 1.125 Zuschauer anzumerken. Die einheimischen Fans verhalten, der gut 40-Mann starke mitgereiste Gäste-Anhang in Feierlaune. Dass die Partie noch gedreht werden könnte, hatte kaum einer im Gefühl. Der dritte Gegentreffer am Ende ergab sich aus einer Kontersituation und war nicht mehr entscheidend.
Wenn nun Bamberg am Samstag beim FC Augsburg II gewinnt, wäre der sportliche Abstieg besiegelt, weil der Sprung auf den 16. Tabellenplatz nicht mehr möglich wäre. Einen letzten Strohhalm gäbe dann es noch, wenn der Relegationsmodus so verändert würde, dass der Regionalliga-Vorletzte gegen den Dritten der Bayernliga Nord darin spielen würde. Das ist aber nur der allerletzte Strohhalm und eine von etlichen Szenarien, die in einer Video-Schaltung des Bayerischen Fußballverbandes, nach „eingehender rechtlicher Prüfung“ der Möglichkeiten, den betroffenen Klubs zur weiteren Abstimmung vorgestellt wurde.
Dem FC Memmingen stieß sauer auf, dass diese Schaltung 90 Minuten vor dem Anpfiff des wichtigen Burghausen-Spiels anberaumt und damit kurzfristig vom eigentlichen Termin am kommenden Montag kurzfristig vorverlegt wurde. Die FCM-Verantwortlichen hatten am Spieltag genügend zu erfüllende Aufgaben, zumal auch noch ein Mehraufwand durch die TV-Übertragung geleistet werden musste. Vom Sachstand gab es nämlich keine Dringlichkeit, denn es gibt noch zu viele ungeklärte Punkte, zum Beispiel, ob er designierte Süd-Meister Schwaben Augsburg auf das Aufstiegsrecht verzichtet. Hier wird wohl vor nächsten Mittwoch noch nichts entschieden sein.
Der einzige wirklich feststehende Fakt ist bislang, dass der Tabellenletzte der Regionalliga fix absteigen wird. Dennoch sollen die abstiegsgefährdeten Regionalliga- und aufstiegsambitionierten Bayernliga-Clubs schon bis Montag Bescheid geben, welchen Relegations-Modus sie aus den verschiedenen vorgestellten Varianten unter dem Motto „was wäre wenn?“ bevorzugen würden. Fragen aus der Runde nach der Zulassung von Türkgücü München, was ja auch für die Zahl der Regionalliga-Plätze entscheidend ist, wurden vom Verband abgeschmettert, „weil dies nichts mit der Relegation zu tun habe“. Ein sehr fader Beigeschmack, dass hier wieder eine „Lex Türkgücü“, trotz fehlendem Stadionnachweis, geschaffen wird, blieb auch bei den anderen Vereinsvertretern nach der Video-Konferenz.
Trainerstimmen:
Matthias Günes (FC Memmingen): “Der Sieg letzte Woche war teuer, denn wir mussten auf vier Positionen wechseln. Der Gegner trat heute sehr befreit auf und hatte einfach Bock darauf, das Spiel zu gewinnen. Wir haben in keiner Phase zu dem gefunden, was wir machen wollten. Am Ende hochverdient verloren. Fühlt sich im Moment wie der Abstieg an, da bin ich ehrlich.”
Robert Berg (Wacker Burghausen): “Insgesamt haben wir über 90 Minuten eine sehr konzentrierte Leistung abgerufen. Defensiv haben wir kaum etwas zugelassen und durch unsere Standardstärke sind wir noch vor der Halbzeit mit zwei Toren in Führung gegangen. Wir haben dann hinten alles wegverteidigt, nach vorne immer wieder gute Spielzüge gezeigt und mit dem Tor von Duxi den Deckel draufgemacht. Ich denke, ein hochverdienter Sieg, auch in dieser Höhe.”
FC Memmingen 07: Werdich – Sailer Fidalgo, Bauer, Dolinski, Remiger (70. D. Günes) – Maier, Konrad (54. Kurija), Hingerl, Lutz (86. Stroh-Engel) – Mulas (70. Moser), Müller (63. Bareis).
SV Wacker Burghausen: Schöller – Maljojoki, Miftaraj, Bachschmid (84. Pavlovic), Lema (70. Fambo), M. Spitzer, A. Spitzer, Andreichyk, Malinowski (66. Duxner), Schulz (90. +2 Salispahic), Bosnjak (78. Sigl).
Tore: 0:1 (25.) Maljojoki, 0:2 (45.+1) A. Spitzer, 0:3 (90. +2) Duxner. – Schiedsrichter: Ehrnsperger (1. FC Rieden). – Zuschauer: 1.125.